Loyalität

Über diesen Begriff bin ich beim Aufräumen von alten Unterlagen gestolpert. Im beruflichen Kontext wurde mir empfohlen mehr Loyalität zu zeigen. Wenn ich es mir recht überlege, dann bin ich mit dem Ratschlag nicht sehr weit gekommen. Immerhin kann ich den Begriff nun richtig schreiben.

Der Ausdruck taucht auch in der Politik immer wieder auf. Meist in Zusammenhang mit dem Begriff Konflikt. Wir spüren die Last der Loyalität oftmals erst, wenn wir uns entscheiden müssen zwischen loyalen und „eigentlich“ gewollten Handeln. Der Fraktionszwang ist wohl das bekannteste Beispiel dafür. Persönlich lehnt man eine gesetzliche Regelung ab, aber im Gesamtzusammenhang eines Kompromisses, ist die „Kröte“ zu schlucken. An dieser Stelle zeigen sich dann persönliche Ausprägungen. Während einige die Entscheidung ohne viel Aufsehen hinnehmen, neigen einige zu Widerspruch oder Auflehnung. Ich verrate wohl kein Geheimnis, wenn ich mich zur letzteren Gruppe bekenne. Schon meine erste Chefin hat in einer Beurteilung geschrieben: „neigt zum Widerspruch“. Aus Protest habe ich ihr Recht gegeben…

Zum tieferen Verständnis habe ich auch einen Blick auf die Definition in Wikipedia geworfen:

Loyalität bedeutet, im Interesse eines gemeinsamen höheren Zieles, die Werte (und Ideologie) des Anderen zu teilen und zu vertreten bzw. diese auch dann zu vertreten, wenn man sie nicht vollumfänglich teilt, solange dies der Bewahrung des gemeinsam vertretenen höheren Zieles dient.

Ich musste den Satz schon mehrfach lesen, um ihn zu verstehen. Es geht bei Loyalität also um ein gemeinsames höheres Ziel und um Werte. Man kann also nur loyal sein, wenn man die gleichen Ziele und Werte vertritt. Das Schwierige daran ist, dass dies auch gilt, wenn man die Ziele und Werte nicht vollumfänglich teilt, es aber dem gemeinsamen Ziel dienlich ist.

Für mich ergibt sich daraus die Aufforderung mir immer wieder meine Ziele und Werte klar zu machen. Bei einer Entscheidung gilt es zu prüfen ob ich mich noch in Richtung von meinen Zielen bewege oder in die andere Richtung. Sollte die Richtung nicht mehr stimmen, dann könnte es zur Ablehnung kommen. Für uns Grüne ist der Kampf gegen den Klimawandel ein zentrales Ziel. Wir lehnen Entscheidungen ab (z.B. Bau von Straßen), wenn dieses Ziel aus den Augen verloren wird. Darin liegt unsere Stärke. Denn es Bedarf Mut sich alten Gewohnheiten entgegenzustellen. Vor allem wenn diese Gewohnheiten die Bequemlichkeiten von Menschen fördern.

Gerade haben wir ein neues Grundsatzprogramm verabschiedet. Dabei sind einige Diskussionen entstanden. Die Diskussionen haben sich aber selten um wirklich unterschiedliche Ziele, sondern mehr um den Weg dorthin gedreht. Vielleicht lest ihr das Programm mal unter diesem Aspekt. Mir hat der Blick auf das größere Ziel geholfen, manche Entscheidung zu akzeptieren, auch wenn ich gerne widersprochen hätte.

 

Quellen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Loyalit%C3%A4t

https://www.gruene.de/artikel/neue-zeiten-neue-antworten-abschluss-des-neuen-grundsatzprogramms

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Ein Kommentar

  1. Es ist richtig dass man gemeinsamen übergeordneten Zielen gegenüber loyal sein kann. Manche verwechseln dies dann mit Loyalität gegenüber einer Partei oder gegenüber von Personen. Da ist Vorsicht geboten, sieht man am Beispiel Bundes CDU und Merkel. Jetzt wo die Ära Merkel zu Ende geht schwindet diese Loyalität.