Neue Radwege in der Region

Spricht man die Förderung des Radverkehrs in der Region an, kommt schnell die Forderung nach neuen Radwegen auf. Doch wie entstehen überhaupt neue Radwege?

Vor einiger Zeit habe ich in einem Artikel kritisiert, dass das Kreisradwegenetz zu grobmaschig ist und neue Wege eher vermieden werden. Neben dem Radnetz des Rhein-Neckar-Kreises z gibt es das Landesradwegenetz und die Kommunen planen auch noch eigene Radverbindungen. Wenn so viel geplant wird, sollte man erwarten, dass nun an jeder Ecke Radwege sprießen. Doch im Grunde tut sich nicht viel. Die Planung braucht viel Zeit und dann kommt ein Maßnahmenbündel heraus, das man nur in kleinen Schritten abarbeiten kann, da es aufwändig ist und auch Geld kostet. Warum also nicht den Prozess umkehren?

Genau das schlage ich vor und mache dazu auch eine Veranstaltung am 1. März, in der ich Vorschläge für solche Radwege sammle. Dieses Vorgehen wirft natürlich Fragen auf:

  • Macht Radwegenetzplanung keinen Sinn?
  • Verzetteln wir uns nicht mit Einzelmaßnahmen?

Beides sind berechtigte Vorwürfe, wenn man wahllos nun kleine Radwegestückchen baut. Das schlage ich aber nicht vor. Das Problem bei der Netzplanung ist, dass je nach Planungsebene die Möglichkeiten der Linienführung sehr eingeschränkt sind und auch die Flexibilität sehr bescheiden ist. So muss ein Radweg an einer Landesstraße in der Regel an der Landesstraße sein, auch wenn der Weg 100 Meter weiter im Feld vielleicht sinnvoller wäre.

Es gibt aber für den Bau von Radwegen ein paar Grundsätze, die auch kleinere Radwege sinnvoll machen, ohne dass man sie in ein Netz einbetten muss. Wenn man diese Grundsätze beachtet, kann man mit wenig Aufwand schnell Erfolge für den Radverkehr erzielen:

  • Wege sind vorhanden, aber in einem sehr schlechten Zustand – hier muss man nur die Oberfläche verbessern.
  • Ausbaustandard flexibel einsetzen – es muss nicht immer Normbreite und Asphalt sein – kurze Stücke dürfen auch schmäler sein und manchmal tut es auch Feinsplitt.
  • Neue Wege sind immer sinnvoll, wenn sie bestehende Wege verbinden – eine Abkürzung freut jeden Radfahrer.
  • Neue Wege sind immer sinnvoll, wenn sie bestehende Achsen verlängern oder begradigen – es macht wenig Freude alle 2 Kilometer eine Bahnstrecke zu kreuzen und dann wieder zurück…
  • Neue Wege sind immer dann sinnvoll, wenn sie auch für einen Rundkurs genutzt werden können – gerade Kinder und ältere Leute drehen gerne eine Runde, um sich zu bewegen.
  • Neue Wege sind immer dann sinnvoll, wenn sie ein Hindernis überwinden – eine Brücke über einen Bach kann ganz neue Räume erschließen.
  • Neue Wege sind immer dann sinnvoll, wenn sie neben dem Nutzen auch eine schöne Landschaft erschließen – Radfahrer fahren dann Umwege, wenn der Weg auch der Erholung der Seele dient.

Diese Grundsätze erscheinen auf den ersten Blick etwas einfach. Zurecht, denn die Förderung des Radverkehrs ist nicht schwer und wird in anderen Ländern bereits ähnlich praktiziert. In diesen Grundsätzen ist mein Erfahrungswissen aus vier Jahrzehnten Radfahren enthalten.  Zusätzlich inspiriert sind sie durch einen niederländischen Radwegebauexperten, der in seinem Podcast erzählt, wie in Holland Radwege gebaut und konzipiert werden. Es dürfte keine große Überraschung sein, dass in unserem Nachbarland etwas mehr Pragmatismus als Regelgläubigkeit herrscht. Jedenfalls haben die Niederländer ein besseres Netz mit mehr Nutzung. Und sie haben es auch geschafft, den Autoverkehr in dieses System einzubinden. Das ist ein Punkt, an dem auch wir noch arbeiten müssen.

Wie sollen nun diese Wege entstehen? Bisher ist es so, dass man viel Geduld und Hartnäckigkeit braucht, bis man einen Radweg gebaut bekommt. Meist gelingt das auch nur, wenn die Bauträgerschaft in einer Hand liegt. Schwieriger wird es schon, wenn zwei Kommunen oder gar mehrere Baulastträger zusammenarbeiten müssen. Da entsteht sehr schnell ein Karussell der Zuständigkeiten und Gerangel um Planungshoheiten. Außerdem ist man mit den eigenen Projekten oft schon ausgelastet.

Daher macht es Sinn, wenn sich z.B. ein Landtagsabgeordneter der regionalen Pläne annimmt. Er müsste sie nur in Erfahrung bringen, sich bei den zuständigen Stellen über die Umsetzungsmöglichkeiten informieren und die nächsten Schritte erklären lassen. Dann heißt es nur noch regelmäßig nachfragen, wie weit man in der Sache gekommen ist. Klingt einfach und ist es auch man braucht aber Zeit und Geduld. Ich wäre bereit diesen Weg zu erproben, wenn ich in den Landtag komme.

Quellen:

https://www.deutschlandfunk.de/radfunk-der-fahrradpodcast-episode-12-das-gelobte-land.3544.de.html?dram:article_id=486729

https://staging-final.norbert-knopf.de/das-kreisradwegenetz-ist-in-der-weiterentwicklung-gelingt-hier-ein-grosser-wurf/

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Ein Kommentar

  1. Hallo Norbert,
    ich fände es erstrebenswert einen zusammenhängenden Weg (Rundkurs) von Sandhausen-Walldorf-Wiesloch-Nussloch-Leimen-St.Ilgen-Sandhausen zu ermöglichen.

    Viele Grüße

    Michael Weiß